Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 20/2023 - 08.06.2023

Gemeinsam für mehr Ausbildung in Berlin

Im Berliner Abgeordnetenhaus findet heute eine Anhörung zur Lage am Ausbildungsmarkt statt. Der DGB Berlin-Brandenburg ist eingeladen und bringt seine Expertise für gute Wege zu mehr und besserer Ausbildung ein.

„Der Handlungsdruck ist nach wie vor hoch, in Berlin schnell mehr betriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen“, sagt Nele Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg. „Trotz aller Klagen über Fachkräftemangel, haben wir bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen noch nicht einmal das Niveau von vor der Pandemie erreicht.“ 

Das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel, bis Ende April 2025 dauerhaft 2000 zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, schätzt Techen angesichts der bisherigen Entwicklung als sehr ambitioniert ein. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre lassen uns Gewerkschaften daran zweifeln, dass die Berliner Wirtschaft allein über Gespräche im geplanten Bündnis für Ausbildung motiviert werden kann, mehr auszubilden.“

Die Zweifel begründet Techen auch betriebswirtschaftlich: „Eine Hürde liegt für viele Betriebe, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, im finanziellen Bereich. Nachwuchskräfte auszubilden, ist eine Investition in die Zukunft – auch des eigenen Unternehmens –, und die kostet bares Geld“, erklärt Techen. „Viele kleinere Unternehmen haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Azubis, sobald sie den Gesellenbrief in der Hand halten, abgeworben werden – und zwar von der Konkurrenz, die nicht investiert, die nicht ausgebildet hat. Das frustriert, das ist unsolidarisch, und es ist völlig klar, dass sich das kein Unternehmen auf Dauer leisten kann.“

Der DGB wirbt deshalb für einen anderen Weg: für eine Ausbildungsumlage, aus der ausbildende Betriebe durch eine gemeinschaftliche Finanzierung der Ausbildungskosten von allen Betrieben unterstützt werden. „Die Umlage ist keine ‚Zwangsabgabe’, wie einige es behaupten, sondern sichert auf solidarische Weise Zukunft und Qualität der Ausbildung und ist vor allem wesentlich wirkungsvoller als alle ‚Ausbildungsoffensiven’ der letzten Jahre“, erklärt Techen. „Aus unserer Sicht ist sie der beste Weg, um mehr und bessere Ausbildungsplätze zu schaffen. Eine solche Umlage gibt es bereits in einigen Branchen, beispielsweise im Baugewerbe und der Pflege. Dort hat sie sich bewährt und wird geschätzt, eine Win-Win-Situation für Betriebe und Azubis.“

Der DGB begrüßt, dass die Arbeitssenatorin noch in diesem Jahr den im Koalitionsvertrag vereinbarten Gesetzentwurf für die Ausbildungsumlage erarbeiten will. Auch die rot-grün-rote Koalition hatte dazu bereits ein Eckpunkte-Papier vorgelegt. Techen betont, dass die Ausbildungsumlage nicht allein von den Gewerkschaften favorisiert werde: „Die Vorteile der Umlage sehen durchaus auch Unternehmen und Innungen, die die Umlage bisher nicht haben. Mit ihnen werden wir im konstruktiven Gespräch bleiben und uns in den gesamten Prozess weiter mit unserer Expertise einbringen."


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