Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 01/2023 - 03.01.2023

Arbeitsmarkt: Vier Hebel für mehr Fachkräfte

Trotz der Auswirkungen des russischen Angriffskriegs hat sich der Arbeitsmarkt in Berlin und Brandenburg 2022 insgesamt als robust erwiesen. In beiden Ländern ist die Beschäftigung im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das zeigen die heute von der Agentur für Arbeit veröffentlichten Zahlen. Der Bedarf an Fachkräften ist weiterhin hoch. „Für uns sind vier Punkte zentral, um dem Fachkräftemangel zu begegnen“, sagt Katja Karger, Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg.

„Dass junge Menschen keinen Ausbildungsplatz finden, können wir uns als Gesellschaft nicht erlauben“, stellt Karger klar. Sie sieht besonders Berliner Unternehmen in der Pflicht: „Die Hauptstadt ist bundesweit Bummelletzter in Sachen Ausbildung, und das schon seit Jahren. Es geht nicht an, dass Unternehmen Fachkräftemangel beklagen, selbst aber nicht ausbilden und sich stattdessen bei der Konkurrenz, die in junge Fachkräfte investiert, unter den Besten bedienen.“ Der DGB Berlin-Brandenburg fordert eine Ausbildungsumlage, damit diese Schieflage korrigiert wird.

„Weiterbildung ist der starke Hebel, um Fachkräfte für den Wandel der Arbeitswelt zu qualifizieren. Das gilt für alle im Job - aber insbesondere für Langzeiterwerbslose, die besser gefördert werden müssen“, ergänzte Karger. Knapp jede*r Zweite, der bzw. die in Brandenburg länger als zwei Jahre ohne Job ist, hat keinen Berufsabschluss. In Berlin sind es sogar zwei von drei Menschen. „Agenturen für Arbeit und Jobcenter müssen noch stärker beim Nachholen eines Berufsabschlusses unterstützen“, sagt Karger.

Viel zu wenig geschehe zudem, um das Potenzial von Frauen besser auszuschöpfen. „Frauen mit Familienverantwortung arbeiten deutlich häufiger in Teilzeitjobs als Männer“, kritisierte die Gewerkschafterin und wünschte sich ein Umdenken bei Unternehmen, Politik und in den Familien: „Rollenbilder müssen sich verändern, ja. Aber damit Menschen, die Verantwortung für Kinder, Alte und einen spannenden Beruf tragen, nicht vor die Hunde gehen, müssen vor allem die betrieblichen Rahmenbedingungen stimmen."

Eine weitere wichtige Aufgabe für das neue Jahr sieht Karger zudem in der Arbeitsmarktintegration von Ukrainer*innen: „Die meisten Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, sind Frauen mit Kindern. Der Großteil ist gut ausgebildet. Ihre Qualifikationen müssen zügig anerkannt und sie in Beschäftigung vermittelt werden, die ihrer Qualifikation entspricht. Potenzielle Fachkräfte in prekärer Beschäftigung können wir uns nicht leisten.“


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