Ob Löhne, Urlaubstage oder Arbeitszeiten – staatliche Gesetze regeln meist nur eine unterste Haltelinie. Alles darüber hinaus ist Verhandlungssache. Aber allein lässt es sich mit dem Chef oder der Chefin schwer verhandeln. Deshalb schließen sich Beschäftigte in Gewerkschaften zusammen. Gewerkschafter*innen handeln mit der Arbeitgeberseite neue Regeln für das Unternehmen oder ganze Branchen aus. Um ihre Forderungen in diesen Tarifverhandlungen durchzusetzen, können Beschäftigte auch streiken. In Tarifverträgen wird festgeschrieben, wieviel Lohn die Beschäftigten bekommen, wieviel Urlaub ihnen zusteht und vieles mehr. Die Regelungen sind meistens weit besser als die gesetzlichen Mindeststandards.
Das Problem: Ende der 1990er Jahre profitierten 73 Prozent der Beschäftigten von einem Tarifvertrag, heute sind es nur noch rund 50 Prozent. Ein Grund: Viele Unternehmen weigern sich, Tarifverträge abzuschließen. Die politischen Rahmenbedingungen haben ihnen das enorm erleichtert. Arbeitgeberverbände lassen sogar Mitgliedsunternehmen ohne Tarifbindung in ihren Reihen zu.
Aber zusammen können wir das Ruder herumreißen und die #Tarifwende schaffen: Je mehr Beschäftigte ihr Recht auf gute tarifvertragliche Arbeitsbedingungen einfordern und je lauter sie das tun, desto größer wird der Druck auf Arbeitgeber*innen und Politik.
Mit Tarifvertrag verdienst du im Schnitt 12 Prozent mehr pro Monat als ohne Tarifvertrag.
Vollzeitbeschäftigte mit Tarif arbeiten rund eine Stunde weniger pro Woche.
74 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag erhalten Urlaubsgeld im Vergleich zu 35 Prozent ohne Tarif.
Weihnachtsgeld bekommen 79 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Tarifvertrag, ohne Tarifvertrag sind es nur 42 Prozent.
Beschäftigte mit Tarifvertrag haben außerdem bessere Regeln bei Überstunden, Kurzarbeitergeld, der betrieblichen Altersvorsorge und vieles mehr.
Tarifverträge schaffen gleiche Regeln für alle und ein transparentes Lohnsystem. Dadurch schützen sie Menschen, die bei der Arbeit wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder aus anderen Motiven häufig diskriminiert werden. Viele Tarifverträge sorgen für familienfreundlichere Arbeitszeiten und bessere Regelungen bei Kindererziehung und Pflege, zum Beispiel durch mehr Möglichkeiten des mobilen Arbeitens. Branchen-Untersuchungen zeigen, dass die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern in tarifgebundenen Betrieben höher ist. Auszubildende profitieren ohnehin vom Tarifvertrag – durch mehr Geld und Freizeit, Übernahme nach der Ausbildung oder bessere Weiterbildung.
Tarifverträge geben Planungssicherheit, sorgen für Motivation und sozialen Frieden im Betrieb. Während der Laufzeit des Tarifvertrags darf nicht gestreikt werden. Gerade Branchentarifverträge schaffen gleiche Bedingungen für alle Unternehmen, ermöglichen fairen Wettbewerb und schützen die Unternehmen vor schmutziger Konkurrenz – also zum Beispiel vor Firmen, die Dumpinglöhne zahlen. Es ist unverständlich, dass sogar in Zeiten des Fachkräftemangels viele Betriebe nur kurzfristig denken und aus der Tarifbindung fliehen.
Auch der Staat profitiert von Tarifverträgen, weil er sich um diese zwischen Arbeitgeber*innen und Gewerkschaften geregelten Bereiche nicht kümmern muss. Er kann sich auf soziale Ausgewogenheit verlassen. Durch das insgesamt höhere Lohnniveau haben Fiskus und Sozialkassen außerdem höhere Einnahmen.
Tarifverträge bringen der Allgemeinheit viele Vorteile. Das Grundgesetz garantiert Gewerkschaften und Arbeitgeber*innen das Recht, Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen selbstständig zu regeln. Die Politik muss deshalb mehr tun, um diesen Bereich zu stabilisieren.
Wir fordern:
Öffentliche Fördergelder und Aufträge sollen nur noch an tarifgebundene Unternehmen gehen.
Tarifflucht der Unternehmen muss verhindert werden.
Tarifverträge müssen leichter für alle Unternehmen allgemeinverbindlich erklärt werden können.
Gewerkschaften brauchen einen leichteren Zugang zu den Beschäftigten.
Der Gewerkschaftsbeitrag sollte steuerlich voll absetzbar werden.
Du willst, dass in deinem Unternehmen künftig ein Tarifvertrag gilt? Du willst dazu beitragen, dass dein Unternehmen tarifgebunden bleibt? Du willst einfach, dass sich Löhne und Arbeitsbedingungen in deiner Firma verbessern? Du willst, dass die Politik endlich mehr tut, um die Tarifbindung in Deutschland wieder zu erhöhen?
Du hast die Macht, selbst etwas zu bewegen!
Ohne dich geht es nicht: Gemeinsam sind wir erfolgreich! Werde Mitglied einer Gewerkschaft, bring dich ein, gründe mit Kolleg*innen einen Betriebsrat und fordere gemeinsam mit deiner Gewerkschaft einen Tarifvertrag.
Wie das alles funktioniert und wie andere das erfolgreich gemacht haben, erfährst du unter: